Im Mittelalter waren zunächst das "normale" Spiel mit 52 Karten bekannt, zu denen später noch die 22 zusätzlichen Tarotkarten mit hinzugekommen sind. Über den genauen Hintergrund der Entstehung der Tarotkarten sind die Wissenschaftler offensichtlich geteilter Meinung. Für einige gehören diese Karten zu den großen Mysterien der Menschheitsgeschichte, wiederum andere sehen darin einfache Gegenstände, die damals eben eingesetzt wurden, also keine besondere Bedeutung hatten.
Die Spielkarten von damals (14. - 15. Jh.) waren in der Regel handgemalte Unikate, deren Herstellung sehr teuer war. Aus diesem Grund waren sie zunächst der Oberschicht vorbehalten. Es soll sogar Fürsten gegeben haben, die eigene Kartenmacher beschäftigten. Erst mit dem Aufkommen der Drucktechnik, wurden die Kartenspiele allmählich günstiger.
Offensichtlich traf das Angebot auf entsprechende Nachfrage, denn mit den Kartenspielen verbreitete sich auch die Spielleidenschaft rasant. Dies konnten schließlich auf die Gaukler und Taschenspieler für sich nutzen, und verschiedene Tricks mit Spielkarten vorführen. Natürlich gab es aber auch noch im 16. Jahrhundert genügend Verurteilungen wegen Hexerei und Zauberkraft (1571 wurde in Paris ein Kartenkünstler aus genau diesem Grund in den Kerker geworfen).
Nachdem die Spielkarte Ihren Siegeszug quer durch Europa und die ganze Welt angetreten hat, begannen die Länder ihre eigenen Systeme herzustellen, die unter anderem den Zweck verfolgten, den heimischen Markt vor ausländischen Produkten zu schützen. Gerade in Deutschland wurden viele Karten ins Ausland exportiert und gegen Gewürze und andere Kostbarkeiten eingetauscht. Allerdings hatten die Kartenhersteller damals die Motivation immer wieder neue Bilder darzustellen, was einerseits die Konzentration auf das Spiel (sei es nun gewollt oder ungewollt) verhinderte andererseits häufiger zu Verwechslungen führte.
In Amerika hatten schon die spanischen und portugiesischen Besatzer (Cortez, Kolumbus etc.) das Kartenspiel mitgebracht. Angeblich sollen die Karten bereits bei der ersten Überfahrt den Indianern auf folgende Weise nähergebracht worden sein. Die Matrosen haben, durch Stürme und die nimmer endende Reise verängstigt, ihrer manischen Spielleidenschaft abgeschworen und die Spielkarten aus Angst vor Gottes Zorn über Bord geworfen. Nachdem sie Kuba erreicht hatten war wohl eine ihrer ersten Beschäftigungen aus den vor Ort zur Verfügung stehenden Ressourcen neue Kartenspiele anzufertigen. Eine Tätigkeit, die von den Einheimischen mit Interesse beobachtet wurde. Längerfristig konnte sich in neuen Welt allerdings das englische Kartenspiel durchsetzen. In Amerika wurden erste Spiele angeblich erst gegen Ende des 18. Jahrhundert in Massenfertigung hergestellt.
Das Kartenspiel war im 18. Jahrhundert in Europa "der" Zeitvertreib. Sämtliche Bevölkerungsschichten waren vom Spielfieber erfaßt. Dies ermöglichte einigen umherziehenden Berufsspielern, ihren gesamten Lebensunterhalt nur durch das Karten- und Würfelspiel zu bestreiten. Bekannt ist die 42stündige Spielpartie Casanovas, die er in Sulzbach mit dem Chevalier d`Entragues abhielt. Vielleicht werden zukünftige Generationen auch von uns in dieser Form berichten, wenn sie sich mit unserer Internetleidenschaft beschäftigen...
Nachdem wir nun die Geschichte der Spielkarte weitestgehend besprochen haben, wenden wir uns den Zauberkünstlern dieser Zeiten zu.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts beginnt die gut dokumentierte Chronik verschiedener Gaukler und Taschenspieler (Magier hatte sich damals aus Sicherheitsgründen eher keiner genannt). Der ca. 1694 geborene Müller "Joseph Fröhlich" wurde 1725 am Hof von Bayreuth als "fürstlicher Taschenspieler" eingestellt. Später wurde er "kurzweiliger Rat" am Hof von August dem Starken. Seine Taschenspielerkunst muß ziemlich einträglich gewesen sein, erlaubte sie ihm den Erwerb eines Hauses sowie einer eigenen Mühle.
In dem um 1690 erschienenen Werk "Das Zeit kürtzende Lust- und Spiel-Hauß" von Eberhard Welper ist folgender Kartentrick erwähnt: (Anm: Dieser Trick ist dem Buch: Stich um Stich, Zauberwelt der Spielkarten von Jürgen Göring entnommen (S. 170)):
"Drey Könige oder drey andere Karten von gleicher Sorte zu nehmen und eine davon oben, die andere unten, die dritte aber in die Mitte des Hauffens zu stecken und hernacher dieselben drey bei einander zu bringen. Ein lustig Spiel.
Ihr müsset Achtung geben daß ehe und bevor ihr die drey Könige oder die drey erwählte Karten auff den Tisch leget die vierte mit einer Geschwindigkeit oben aufn Hauffen gebracht werde. Als denn nehmt die andern drey Karten und legt eine davon oben die andere in die Mitten und die dritte unten. Diesem nacht thut die Karte abheben und legt das unterste Theil oben alsdenn habt ihr schon die drey gleichen zusammen.
Aber um die Zuschauer in etwas aufzuhalten könntet ihr sie auch wohl in etwas verschiessen ist aber sonsten nicht nöthig."
Hier nochmal die Trickbeschreibung: Drei Könige werden vorgezeigt (am besten zwei Schwarze und ein roter). Der Schwarze kommt nach oben, der andere schwarze nach unten und der rote irgendwo in die Mitte. Jetzt wird das Deck abgehoben und bildoben aufgefächert. Die drei Könige liegen zusammen. Der Trick: Vorher liegt bereits der andere rote König oben auf dem Deck (es werden ja nur drei vorgezeigt). Durch das Abheben werden wieder drei Könige zusammengeführt.
Lenkt der Zauberer die Zuschauer etwas ab (Geschichte von drei unzertrennlichen Freunden erzählen...), fällt der Farbwechsel in der Regel nicht auf. Aber Achtung. Dieser Trick ist nicht nur über 300 Jahre alt, es kennen ihn auch unheimlich viele Menschen.
Im frühen 18. Jahrhundert machte ein deutscher Zauberkünstler Furore. Johannes Brigg hatte keine Beine und lediglich eine funktionierende Hand, was ihn aber nicht davon abhielt, hervorragende Becher&Ballroutinen zu zeigen und sein Publikum zu "verzaubern".
Jacob Meyer, am 14. August 1735 in Philadelphia geboren, nahm als Künstlernamen den Namen seiner Geburtsstadt an und wurde unter dem Namen "Philadelphia" berühmt. (Ob seine Erben Tantiemen von einer deutschen Frischkäsefabrik erhalten, entzieht sich meiner Kenntnis:-)). Mit 21 Jahren trat er als "Künstler der Mathematik und Magie" öffentlich auf und gab eigene Vorstellungen. Neben Kartenkunststücken nutze er auch die Eigenschaften der Laterna Magica für das "herbeizaubern von Geistern".
Neben Philadelphia war der Italiener Giuseppe Pinetti, der 1750 in Orbitello geboren wurde in Europa sehr berühmt. Ihm sind einige Trickerfindungen zu verdanken, zum einen war er einer der ersten, die mit Mentaltricks arbeiteten. Allerdings wurde es ihm nicht leicht gemacht. In Paris hat der Franzose Henri Decremps in seinem Werk (La magie blanche dévoilée - Die weiße Magie entschleiert) einen Teil der Tricks Pinettis verraten. Von dieser Ausgabe existiert ein berühmtes Bild in dem Pinetti abgebildet ist, wie er mit der Pistole eine Spielkarte gegen eine Wand schießt.
Abschließen möchte ich die Betrachtung der Zauberer des 17. und 18. Jahrhunderts mit dem am 3.1.1793 in Turin in Italien geborenen Bartolomeo Bosco. Bosco wurde vor allem durch sein perfektes Becherspiel bekannt (In der Regel hat er mit drei Bechern und fünf Bällen gearbeitet). Sogar Größen wie Hofzinser und auch Robert Houdin waren von den Fähigkeiten Boscos stark beeindruckt. Von Bosco wird die Anekdote erzählt, daß er einmal in einem anderen Land über einen Marktplatz gegangen sei, sich die Produkte angesehen hat und dabei das Gespött der Marktfrauen (als Ausländer) ertragen mußte. Vor einer Eierfrau ist er dann stehengeblieben, und hat nach dem Preis eines Eis gefragt. Die Dame muß ihm wohl einen unverschämten Preis genannt haben. Er nahm ein Ei, hielt es gegen das Licht, schaute zufrieden, schlug das Ei auf und heraus fiel ein Goldstück. Er nahm das Goldstück auf, putzte es blank und steckte es in seine Tasche. Anschließend nahm er noch ein zweites und ein drittes Ei mit denen er genau dasselbe veranstaltete. Nun wurde es der Marktfrau wohl zu bunt und sie nahm Bosco den Korb mit den Eiern weg und sagte, sie könne ihm kein weiteres Ei mehr verkaufen. Nachdem sich Bosco von dem Stand entfernt hatte, konnte er mit ansehen, wie die Marktfrau ein Ei nach dem anderen zerschlug, ohne daß ein weiteres Goldstück zum Vorschein kam.