Allgemeines zum Thema Vorführungen
Bevor Sie als Zauberer vor größerem Publikum auftreten, sollten Sie die Tricks, die
Sie vorführen wollen, wirklich beherrschen. Es gibt nichts dümmeres, als zu vergessen zu
sagen, daß sich der Zuschauer eine bestimmte Karte heraussuchen und anschauen soll.
Ansonsten führt man den Trick zu Ende durch, zeigt dem Zuschauer die gewählte Karte und
der Zuschauer sagt darauf hin, daß er es nicht beurteilen kann, weil er sich die gezogene
Karte vorher gar nicht angesehen hat.
Allerdings ist die nur die halbe Miete. Nicht nur das Beherrschen eines Tricks ist
notwendig, Sie müssen auch in der Lage sein, den Trick ordentlich zu präsentieren. Der
Magier, der stolz einen sehr schwierigen unentdeckbaren Griff gelernt hat, aber weniger in
seine Präsentation investiert hat, wird bei weitem nicht so viel Bewunderung ernten, wie
jemand, der sauber präsentieren kann, aber für denselben Trick einfach eine speziell
bedruckte Trickkarte verwendet. Aus diesem Aspekt heraus stellt sich auch nicht die Frage,
ob ein Trick neu oder alt ist. Wenn Sie einen alten Witz gut erzählen können wird jeder
darüber lachen.
Grundsätzlich sollten Sie einige Grundregeln beachten:
- Üben Sie die Tricks vorher bis Sie sie wirklich beherrschen. Nehmen sie sich immer nur
einen Trick vor. Üben Sie den Trick solange, bis Sie ihn wirklich beherrschen. Sie tun
sich und Ihren Freunden oder Partnern keinen Gefallen, wenn Sie mit einem halb
einstudierten Trick versuchen, diese zu begeistern. Ihr Enthusiasmus zum Thema
Kartentricks muß nicht unbedingt von jedem anderen Menschen auf diesem Planeten geteilt
werden.
- Haben Sie immer ein Kartendeck zum Üben zur Hand. Es gibt so viele Situationen im
Leben, die ungenutzt verstreichen. Nutzen Sie diese Zeiten. Das kann vor dem Fernseher
sein, beim Zahnarzt, im Stau, im Zug oder in einer langweiligen Vorlesung oder
Deutschstunde. Wenn Sie zudem mal aufgefordert werden, Ihr Können unter Beweis zu
stellen, sind Sie immer bereit (d.h. nicht, daß Sie jedes Mal wenn jemand kommt und
sagt:"Ich habe gehört, Sie sind Zauberer. Zaubern Sie doch mal was", daß Sie
dann gleich eines Ihrer Programme zum besten geben.
- Geht es bei dem Trick um Fingerfertigkeiten, stellen Sie sich am besten zum üben einen
kleinen Spiegel auf und testen Sie Ihren Trick aus verschiedenen Perspektiven (Um zu
verhindern, daß Ihre Sleights zwar von vorne nicht erkannt werden, aber von der Seite gut
einsichtbar sind). Wenn Sie Ihren Trick beherrschen, können Sie den nächsten nehmen.
Führen Sie die Tricks mal ihrem Partner vor. Am besten gleich mit der Story drumherum.
- Üben Sie Übergänge. Es gibt nichts dümmeres, als nach einem Trick, bei dem man ein
"ganz normales" Kartenspiel vorgestellt hat nun nach einem ganz anderen
ebenfalls "ganz normalen" Kartenspiel greift. Ihre Zuschauer glauben Ihnen dann
sowieso nichts mehr. Sie müssen auch nicht an einem Abend unbedingt zwei Svengali, zwei
Menetekel und zwei Stripperdecks zeigen. Nehmen Sie ein Deck (maximal zwei, wenn Sie es
gut begründen können) und führen Sie damit Ihre Tricks vor.
- Stellen Sie sich ein der Vorführung oder dem Ort angepaßtes Programm zusammen. Wenn
Sie z.B. auf einer Klassenfahrt, einer Skifreizeit, einem Seminar oder sonstigem mal
abends eine kleine Vorführung zum besten geben wollen, überschütten Sie Ihre Kollegen
nicht mit tausend Tricks. Nehmen Sie sich 5-6 Tricks vor, die vielleicht in eine Story
passen (die idealerweise irgendwie auf das Publikum eingeht), führen Sie diese durch,
nehmen Sie ggf. noch zwei als Zugabe dazu und dann hören Sie auf. Ansonsten kann das für
die Kollegen mitunter sonst recht langweilig werden.
- Denken Sie immer daran, daß Sie Ihre Kollegen, Freunde oder Ihr Publikum unterhalten,
erfreuen und verblüffen wollen. Gestalten Sie Ihre Vorführung entsprechend freundlich.
Ihr Publikum ist nicht Ihr Feind. Mancher Zauberer vergißt dies leider immer wieder. Wenn
ein Trick geklappt hat, seien Sie auch genauso erstaunt (Z.B. wenn ein Zuschauer die
gesuchte Karte hervorzaubert). Unterlassen Sie das triumphale Grinsen der Form "Na;
hab ich's Euch wieder gezeigt ?!?" Wenn Sie selbst über die Tricks erstaunt sind,
wirkt das auf die Zuschauer viel natürlicher.
- Haben Sie Respekt vor Ihrem Publikum. Erzählen Sie keine Dinge die jeder von vornherein
sieht "Ich habe hier eine Zeitung". Die Zuschauer wissen, daß hinter jedem
Trick ein bestimmtes Prinzip steckt. Gestalten Sie Ihre Show so, daß die Zuschauer sich
noch lange danach fragen "Wie hat er das bloß gemacht...?"
- Erwecken Sie keinen unnötigen Verdacht "Ich habe hier eine ganz normale
Zeitung". "Sie sehen, meine Hände sind vollkommen leer". Mit solchen
Sprüchen lenken Sie nur die Zuschauer ab und machen sich selbst bei jeder (vielleicht
wirklich mal unbeabsichtigten) Bewegung verdächtig, da die Zuschauer daran erinnert
wurden, daß Sie jederzeit mit Tricks arbeiten könnten.
- Lassen Sie keine Gegenstände absichtlich fallen. Bedauerlicherweise gibt es nach wie
vor noch Zauberkünstler die damit versuchen die Zuschauer abzulenken, fuchteln aber wie
blöde mit ihren Armen hinter dem Rücken umher (und hoffen auch noch, daß es keiner
sieht).
- Lächeln Sie, aber bleiben Sie bei der Vorführung ernst. Erheitern Sie Ihre Zuschauer.
Zuschauer zum Staunen zu bringen, geht in der Magie meist recht einfach. Eine Show so
aufzubauen, daß die Zuschauer aber auch einiges zum Lachen haben, beherrschen nur wenige
Zauberer.
- Bei der Zusammenstellung des Programms können Sie auch berücksichtigen, daß einige
Tricks aufeinander aufbauen können. D.h. während Sie den letzten Trick beenden, können
Sie manchmal schon den nächsten Trick vorbereiten. Versuchen Sie trotzdem möglichst viel
Abwechslung in Ihr Programm zu bringen (Also nicht unbedingt einen Abend nur mit
Leitkartentricks...)
- Suchen Sie sich einen Platz aus, an dem Ihr Publikum möglichst vor Ihnen sitzt und
nicht etwa hinter oder direkt neben Ihnen.
- Auch wenn die Zuschauer verblüfft sind und einen Trick nochmal sehen wollen, überlegen
Sie sich, ob sie den Trick nochmal zeigen. Während Ihnen beim ersten Mal die Zuschauer
noch wirklich zugehört haben, was Sie sagen, werden sie beim zweiten Mal wahrscheinlich
ausschließlich auf Ihre Hände schauen. Unterschätzen Sie die Aufmerksamkeit der
Zuschauer nicht. Manchmal gibt es aber auch Tricks, die man ohne weiteres mehrmals zeigen
kann, aber wie gesagt: Vorsichtig sein.
- Nutzen Sie Ihre Hände und Augen. Versuchen Sie Blickkontakt mit den Zuschauern
aufzubauen. Wer Ihnen in die Augen schaut, kann nicht sehen, was sie mit Ihren Händen
machen.
- Sie wissen, daß die meisten Ihrer vorgeführten Tricks sehr simpel sind. Ihr Publikum
weiß dies aber nicht. Und solange Sie dies dem Publikum auch nicht sagen, wird es nie
darauf kommen. Vermeiden Sie Aussagen wie "Jetzt kommt ein wirklich ganz einfach zu
durchschauender Trick". Damit stellen Sie jeden, der den Trick nicht verstanden hat,
als Trottel dar. Machen Sie sich keine unnötigen Feinde.
- Die Kunst des Zauberers liegt nicht darin, einen Trick zu kennen, den die anderen noch
nicht kennen. Einen guten Zauberer macht vor allem seine Präsentation aus. Das drumherum
um einen Trick ist das wichtige. Der Trick selbst ist nur das Instrument. Die Zuschauer
unterhalten Sie mit der Geschichte. Der Trick dient nur dazu, die Zuschauer in Erstaunen
zu versetzen. Bei einer guten Show wollen die Zuschauer nicht wissen, wie ein Trick
funktioniert, sondern eine weitere gute Geschichte von Ihnen hören. Es gibt sicherlich
eine Menge guter Zauberer, die Griffe mit einer unglaublichen Perfektion beherrschen. Aber
leider sind sie einfach nicht in der Lage, ihr Publikum mitzureißen. Es nützt Ihnen
nichts, einen teuren Trick zu kaufen. Wenn Sie ihn nicht richtig präsentieren können,
habe Sie Ihr Geld zum Fenster rausgeschmissen.
- Verraten Sie keinen Trick aus Ihrer Vorstellung. Sie tun sich und Ihren Zuschauern in
der Regel damit keinen Gefallen. Wenn Sie es geschafft haben, mit einer netten Geschichte
Ihr Publikum zu verzaubern, sollten Sie es dabei belassen. Verraten Sie einen Trick, kann
Ihnen passieren, daß die Zuschauer sagen "Ohh, so simpel ist das". Daß Sie
auch Zeit für das Einstudieren des Tricks verwendet haben, rechnet Ihnen dann keiner mehr
besonders hoch an. Oder Sie können auch die Zuschauer blamieren. Wenn Sie zeigen, wie
einfach ein Trick ist, können Sie die Zuschauer in eine peinliche Situation bringen, weil
sie sehen, wie einfach sie hinters Licht geführt werden können. Sollten die Zuschauer
hartnäckig bleiben und unbedingt einen Trick erfahren wollen, nehmen Sie einen kleinen
Trick, der nicht Bestandteil Ihrer Show ist, führen Sie diesen vor und erläutern Sie
diesen (aber bereits während der Vorführung! Damit vermeiden Sie, daß die Zuschauer bei
diesem Trick genauso beeindruckt sind, wie bei denjenigen aus Ihrem Programm). Als
Beispiel führe ich gerne den Trick mit den vier Bankräubern durch. Dazu sage ich immer,
daß dies der erste Kartentrick war, den ich kennengelernt habe (Das stimmt zwar nicht,
tut aber nichts zur Sache). In der Regel kennen den bei meisten Zuschauer schon. Dann
abbrechen und sagen => Sehen Sie, Sie kennen ja doch einen Kartentrick. (=> Der
Trick: 4 Buben sowie drei weitere Karten aus dem Deck holen. Die drei anderen Karten nach
ganz oben legen. Dann die sieben Karten als 4 Karten vorzeigen. Bankräuberstory: 4
Bankräuber wollen Bankhaus ausrauben, der erste geht in die erste Etage, der zweite in
die zweite etc.... der letzte bleibt auf dem Dach. Die Polizei kommt und alle rennen
wieder auf das Dach => die obersten 4 Karten umdrehen, es sind die vier Buben). Sagen
Sie ruhig, daß Ihre Tricks natürlich viel schwerer sind, als der eben gezeigte. Wenn Sie
natürlich irgendwo kommerziell auftreten, sollten Sie grundsätzlich nie einen Trick dem
Publikum verraten, das wird an dieser Stelle auch nicht von einem Zauberer erwartet.
Andererseits ist es wie gesagt häufig so, daß man mit einer gelungenen Vorführung das
Interesse der Kollegen und Freunde weckt und warum soll man nicht dieses Hobby mit ihnen
teilen? Ggf. können Sie auch auf diese Seiten im Internet verweisen:-)
- Tricks selbst entwickeln. Wenn Sie Ihr Showprogramm zusammenstellen, werden Sie
feststellen, daß es nicht immer einfach ist, nur Kartentricks zu kennen. Die Dinger
sollten auch irgendwie zusammenpassen. Zum Aufbau von entsprechenden Geschichten finden
Sie in diesem Kapitel weiterführende Informationen. Die Frage ist nur, wie entwickelt man
Kartentricks. Ich habe Anfangs auch mehr auch verschiedenen Literaturquellen Tricks
entnommen. Später werden Sie aber, wenn Sie die essentiellen Grundprinzipien der meisten
Kartentricks verstanden haben auch auf eigene Ideen kommen. Zum einen werden Sie lernen,
verschiedene Effekte aus mehreren Tricks zu neuen Tricks zu kombinieren. Dies ist die
gebräuchlichste Methode, um Kartentricks zu entwerfen. Andererseits kommen Ihnen
vielleicht auch mal Gedanken der Form, "Wäre es nicht schön, eine Karte auf diese
oder jene Weise zu präsentieren?". Hier kann ich Ihnen nur empfehlen, diese Ideen
irgendwo schriftlich niederzulegen. Vielleicht stoßen Sie einmal auf eine interessante
Trickbeschreibung, die zu Ihrer Idee paßt. Wenn Sie vor Laienpublikum auftreten ist es
nicht erforderlich, zu erwähnen, daß Sie den Trick erfunden haben. Sehr schnell wird
u.U. ein Zuschauer sagen, daß er diesen Trick schon vor langem bei Copperfield oder wem
auch immer gesehen hat. Diese Aussage werden Sie nicht entkräften können (und wenn Sie
behaupten, Copperfield hätte den Trick von Ihnen, glaubt Ihnen das ohnehin keiner).
- Führen Sie ein Tagebuch. Schreiben Sie sich auf, welche Tricks Sie wo wann vorgeführt
haben, was gut lief, was lief weniger gut etc. Sie werden hier eine reichhaltige
Informationsbasis aufbauen, die auch verhindert, daß Sie zur Weihnachtsfeier Ihres
Kegelvereins nochmal die Tricks vom letzten Jahr vorführen. Wenn Sie auf anderen
Zaubershows waren, führen Sie Notizen. Was hat Ihnen an der Vorführung eines Kollegen
besonders gut gefallen, wie hat er das Publikum in seinen Bann gezogen, wie forciert er
Karten oder ähnliches. Hier können Sie einige wichtige Erkenntnisse erlangen, die Sie in
keinem Buch und auch nicht auf dieser Website erhalten werden.