Der Aufbau eines eigenen Programms

Sie werden feststellen, daß die ca. 200 Tricks, die sich auf diesen Seiten befinden sicherlich sehr wirkungsvoll präsentiert werden können. Aber mit Zaubertricks ist es wie mit Witzen. Man hat zwar schon eine Menge gesehen (gehört), kann aber, wenn es darauf ankommt, keinen vorführen (erzählen). Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn Sie die hier dargebotenen Tricks als eine Grundlage für Ihr Programm ansehen, aus der Sie immer wieder neue Zusammenstellungen generieren können. Haben Sie erstmal ein Programm, bestehend aus 6-8 Zaubertricks zusammengestellt, werden Sie feststellen, daß es wesentlich einfacher ist, sich dieses Programm zu merken, als wenn Sie während einer Show versuchen, noch einen Trick aus dem Ärmel zu schütteln. Darüber hinaus bietet Ihnen eine Programmzusammenstellung die Möglichkeit, die verschiedenen Tricks nicht nacheinander herunter zu rasseln, sondern die Tricks in ein Korsett, z.B. eine kleine Geschichte, zu passen, so daß das ganze Projekt in Form eines Vortrages präsentiert werden kann. (Wenn Sie berufstätig sind und des öfteren Vorträge halten müssen, kennen Sie die Situation. I.d.R. haben Sie Zugriff auf 100-200 verschiedene Folien, von denen Sie aber nur 5-6 für Ihren Vortrag benötigen. Sie suchen sich also im Vorfeld die entsprechenden Folien heraus und passen diese ggf. noch an Ihren Vortrag an, damit das Ganze in sich stimmig ist. Manche bedauernswerten Menschen kommen aber auch ziemlich unvorbereitet in eine Präsentation. Sie sind zwar technisch auf ihrem Gebiet sicherlich führend, schaffen es aber nicht, eine saubere Präsentation hinzulegen. Der Grund: sie nehmen einfach einen Ordner mit ihren Standardfolien mit und glauben dann, während des Vortrages die richtige aus dem Ordner fischen zu können. Meistens geht das ziemlich schief.)

Erstellen einer Story

Irgendwelche Geschichten zu erfinden ist nicht jedermanns Sache. Um ein Programm aufzubauen, sollte sich jedoch irgendein roter Faden durch die ganze Geschichte ziehen. Das kann eine bestimmte Karte (Herz Dame) sein, das kann eine bestimmte Zahl sein (wenn jemand Geburtstag hat), oder irgend etwas zum Thema Ostern oder Weihnachten, zum Thema Fußball (dann dreht sich vielleicht einiges um die Zahl 11) oder einer anderen Sportart (Golf: Zahlen: 9,18,72 Irgend etwas zum Thema Schlägerauswahl) etc. Genauso können Sie von Ihrer letzten Reise berichten (wenn es nicht gerade ein Saufurlaub am Ballermann war). Oder um ein gemeinsames Hobby herumzaubern. Sind Sie in einem Skatverein, dann brauchen Sie in der Regel keine großartigen Storys zu erfinden. Hier können Sie Kartentricks ggf. auch am laufenden Band vorführen. Es gibt wirklich unendlich viele Themen, die man als Grundlage einer Story verwenden kann. Auf diesem roten Faden müssen Sie nun 5-6 Tricks aufreihen und Ihr Programm ist komplett. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan.

Aber wenn Sie sich erst einmal Gedanken über Ihre Story gemacht haben, brauchen Sie in der Regel keine besonderen Stützen, um sich das gesamte Programm zu merken. Sie laufen einfach die Ihnen bekannte Geschichte ab und führen die notwendigen Tricks vor. Dennoch sollten Sie sich immer Notizen für Ihr Programm machen, gerade wenn Ihnen komische Anekdoten einfallen, diese sollten Sie auf jeden Fall einbauen (Es sei denn, Sie führen ein eher mystisches Programm vor).  Machen Sie sich Gedanken darüber, was Sie sagen wollen. Und schreiben Sie das stichwortartig auf. Die Geschichte können Sie dann auch noch in 20 Jahren präsentieren.

Wie wird die Geschichte thematisch aufgebaut? Nun zunächst gibt es da wie bei einer Erzählung eine Einleitung, mit dem Eröffnungstrick stellen Sie sich gegenüber dem Publikum vor und geben eine Einleitung in die Geschichte, die Sie um die Tricks herum aufgebaut haben. Große Bühnenillusionisten machen dies in der Regel so, daß sie die Show erstmal ohne sich beginnen lassen, um dann aus "heiterem Himmel" irgendwo aufzutauchen. Mit entsprechender musikalischer Untermalung ist die Spannung beim Publikum garantiert. Als Tischzauberer nützt Ihnen diese Vorgehensweise allerdings wenig. Hier stellen Sie sich dem Publikum natürlich anders vor. Verwenden Sie auf jeden Fall einen Trick, der schnell abläuft, am besten zunächst ohne die Einbindung von Zuschauern, da diese vielleicht noch gar nicht in der Stimmung sind, eine Karte zu ziehen. Mit diesem einleitenden Trick versuchen Sie also zunächst die notwendige Spannung beim Publikum zu erzeugen und es auf die noch kommenden Tricks einzustimmen. Dann kommt der Hauptteil der Tricks, 4-5 Stück, die Ihre eigentliche Geschichte erzählen und dem Zuschauer den roten Faden an die Hand gibt. Die Tricks sollten so aufgebaut sein, daß Sie zusätzliche Spannungsmomente in der Geschichte selbst erzeugen (D.h. die Zuschauer sollen nicht nur am Ausgang des jeweiligen Tricks interessiert sein, sondern auch darauf brennen, wie die Geschichte weitergeht). Zum Schluß kommt dann noch ein Trick, der den krönenden Abschluß der Vorführung bzw. der Geschichte darstellt.

Der letzte Trick sollte schnell, bunt und interessant sein. Sie wollen mit Ihrem letzten Trick erreichen, daß sich die Zuschauer voll Bewunderung Ihrer Fähigkeiten an Sie erinnern. Interessant kann der Abschlußtrick natürlich dann gestaltet werden, wenn sich Ihr Hauptprogramm um ein bestimmtes Thema, oder eine bestimmte Karte gedreht hat, und diese im letzten Trick immer wieder mal aus allen Ecken und Enden auftaucht, oder Sie z.B. auf einmal das Kartendeck offen auf dem Tisch ausfächern und zeigen, daß alle Karten nur aus dieser einen Karte bestehen. (Sie geben damit eine Art Trickerklärung ab, die bei näherer Betrachtung aber keine ist. Die Zuschauerreaktion ist im allgemeinen "Ach soo. Das ist ja einfa.... Moment, aber vorher habe ich doch auch noch andere Karten gesehen, wo sind die denn hin??")

Welcher von den vielen Tricks paßt nun zu einer Story und welcher nicht? Ich habe bei den meisten Tricks bewußt darauf verzichtet, eine Geschichte dazu zu erzählen. Wie man aber zu einem Trick quasi eine beliebige Geschichte erfinden kann, sehen Sie bei den mathematischen Tricks wie z.B. "In der Herberge", bzw. auch bei einigen "Tricks der Woche", bei denen ich eine etwas längere Geschichte dazu geschrieben habe. Betrachten Sie die Tricks wirklich ganz neutral und überlegen Sie sich für jeden einzelnen, welchen Vortrag Sie in welcher Situation mit diesem Trick durchführen könnten oder würden. Wenn Sie sich diese Arbeit machen, kann ich Ihnen nur empfehlen darüber Buch zu führen. Ansonsten dürfen Sie mit dieser doch recht umfangreichen Arbeit jedesmal von vorne beginnen, wenn Sie ein neues Programm entwickeln wollen.

Auch wenn Sie sagen wir mal 10-12 Tricks gefunden haben, die als potentielle Kandidaten für eine Story passen würden, ist die Arbeit damit noch lange nicht zu Ende. Jetzt geht es um die interessante Frage der Positionierung der Kartentricks. Welche Tricks können aufeinander aufbauen? Welche Tricks erfordern welche Vorbereitung? Kann ich mit einem Trick, den nächsten vorbereiten? Welche Tricks benötigen spezielle Karten oder eine bestimmte Sortierung von Karten etc.

Wenn Sie beispielsweise mit speziellen Trickkarten arbeiten wollen oder zum Beispiel mit vorsortierten Kartendecks, so ist es sicherlich sinnvoll, diese eher an den Anfang zu legen. Andererseits können Sie natürlich auch jederzeit das Kartendeck durch ein anderes austauschen, sei es während eines Tricks, oder indem Sie einfach in Ihre Präsentation nicht ausschließlich Kartentricks, sondern vielleicht auch ein paar Münztricks einbauen. Das Kartendeck haben Sie zwischenzeitlich kurz in Ihre Jacke gesteckt. Keiner schöpft Verdacht, wenn Sie es nachher nochmal für einen weiteren Kartentrick hervorholen (Diese Methode sollte allerdings schon eher gegen Ende einer Vorführung angewendet werden).

Wenn Sie sich ein Sortiment von Tricks zusammengestellt haben, von denen Sie überzeugt sind, daß deren Vorführung nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Publikum Spaß bereiten wird, empfiehlt es sich, Ablaufdiagramme für eine Vorführung zu erstellen. Dabei muß nicht immer nur ein geradliniger Weg verfolgt werden, Sie können in Ihrer Show auch entsprechende Alternativen einbauen. Sehr häufig wird das von guten Kabarettisten durchgeführt. Hier wird ein bestimmtes Rahmenprogramm durchgespielt, aber je nachdem, wie das Publikum reagiert, können zusätzliche Effekte eingebaut werden.
Wichtig ist aber vor allem, daß Sie sich, wenn Sie im Privat- oder Freundeskreis auftreten, einen Endpunkt setzen. Erstens sollten Sie nicht all Ihr Pulver verschießen, zum anderen wird es irgendwann für die Zuschauer einfach langweilig, wenn Sie sie mit einem Trick nach dem anderen bombardieren. 5-6 Tricks sollten für eine Vorführung ausreichen. Dann maximal eine oder zwei Zugaben und Schluß. Hören Sie mit Ihrem Programm immer auf dem Höhepunkt auf und sitzen Sie nicht nach einer halben Stunde grübelnd da, welchen Trick Sie noch kennen und zum besten geben könnten.

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Ich hoffe, Sie haben damit eine Vorstellung davon erhalten, wie man sich sein eigenes Trickprogramm zusammenstellen kann. Um Ihnen den Einstieg noch etwas zu vereinfachen, werde ich in Kürze an dieser Stelle zwei Programmabläufe als Beispiele vorstellen, die Ihnen eine Grundlage für den Eigenbau eigener Trickfolgen bieten sollen.