Aufbau einer Show - Psyche

Neben der eigentlichen Show ist die Psyche des Zauberers enorm wichtig. Wenn Sie eher ein extrovertierter Mensch sind, werden Sie wahrscheinlich eher weniger Schwierigkeiten haben, sich einfach auf eine Bühne zu stellen, und innerhalb weniger Sekunden das Publikum für sich gewinnen zu können.

Dennoch gibt es ein paar grundsätzliche Dinge, die Sie beachten sollten.

Sprechen Sie laut und deutlich. Die Sätze haben Sie vorher im groben geübt. Sie wissen, wohin die Show läuft. Auch wenn Sie mal einen Fehler machen, haben Sie immer die Möglichkeit, hieraus einen neuen Trick abzuleiten. Ihre Zuschauer wissen nicht, was Sie als nächstes vorhaben. Sie schon.

Verwenden Sie kurze Sätze. Achten Sie auch auf die Intonation. Ebenso ist die Atmung ein wichtiges Requisit. Wer die Atmung über das Zwerchfell nicht beherrscht, wird es auf Dauer nie länger als 30 Minuten auf der Bühne aushalten. Trainieren Sie vor allen Ihre Persönlichkeit. Wenn Ihre Zuschauer weiter von Ihnen weg entfernt sitzen, kann ein Trick auch mal nicht hundertprozentig ausgeführt werden. Wenn Sie allerdings dabei so nervös sind, wie bei Ihrer Füherscheinprüfung, kann dies zu Komplikationen führen.

Sie sollten als Zauberer in der Lage sein, quasi kontinuierlich sprechen zu können. Das heißt nicht, daß Sie ihren Zuschauern kontinuierlich die Ohren vollquatschen sollen, aber andererseits auch nicht, daß Sie während Ihrer Vorführung in minutenlanges Schweigen verfallen dürfen. Ihre Zuschauer wollen unterhalten werden, Sie müssen sie "unterhalten". Auf keinen Fall sollten Sie aber versuchen, jedes Wort, das Sie sagen wollen auswendig zu lernen. Wenn Sie das tun und aus welchem Grund auch immer einmal den roten Faden verlieren sollten, finden Sie nicht mehr in Ihr Programm zurück. Dann ist Ihr Ruf als Zauberer und Entertainer vor dieser Zuschauergruppe zunächst empfindlich gestört. Merken Sie sich für jeden Trick einfach ein paar Stichpunkte (Meilensteine) Ihres Vortrages. Den Rest erledigen Sie über freies Sprechen. Dies ist nicht sonderlich schwer, wenn Sie es mit dieser Methode ausprobieren, sollten Sie relativ rasch Erfolge erzielen.

Ihr Publikum haben Sie dann im Griff, wenn es darauf brennt, immer noch einen weiteren Trick zu sehen. So können Sie Ihre Show auf einem Höhepunkt beenden, im Gegensatz zu anderen Magiern, die erst kapieren, daß ihre Show nicht besonders gut ankommen, wenn die Zuschauer sich über andere Dinge unterhalten, bzw. bereits den Raum verlassen haben.

Umgang mit Störern

Sehr unschön ist es, wenn Sie die notorischen Besserwissern im Publikum haben, die glauben jedes Mal genau zu wissen, wie Sie einen Trick vorführen. Grundsätzlich sollten Sie folgende Regeln beachten, wenn Sie mit entsprechenden Personen konfrontiert werden

1. Bewahren Sie Ruhe, lassen Sie sich nicht provozieren.

Der Störer wird nur Bestätigung finden, Sie weiter provozieren und so allen Leuten den Abend verderben. Die Schuld werden die Zuschauer aber eher bei Ihnen suchen und nicht bei dem Zwischenrufer. Wenn Sie also z.B. bei der betrieblichen Weihnachtsfeier zaubern wollen, passen Sie auf, daß Sie sich mittelfristig keine Probleme damit einhandeln.
Versuchen Sie vor allem nicht, auf ihn einzugehen, und ihm zu zeigen, daß er mit seiner Vermutung auf dem Holzweg liegt. Das restliche Publikum wird sich langweilen und Sie als unfähig ansehen. Sie sind nicht da, um sich mit diesem Trottel und seinen Theorien zu beschäftigen, sondern um die Zuschauer zu verzaubern.

2. Schießen Sie nicht mit demselben Kaliber zurück

Wenn Sie z.B. erwidern würden, daß das nicht der Fall ist und das der Zuschauer ohnehin zu doof ist, den Trick zu kapieren, verbünden sich die anderen Zuschauer höchstwahrscheinlich sofort mit dem Störer und Sie haben für den Rest des Abends einen schweren Stand.
Wird der Störer penetrant, sollten Sie überlegen, wie Sie ihn in einen Trick einbinden können, der auf seine Kosten geht, aber immer noch in die Show paßt. => "Für den nächsten Trick brauche ich einen Freiwilligen, der etwas von der Zauberei versteht. Sie mein Herr kennen sich ja wunderbar mit dem Thema aus. Wie heißen Sie?" "Jörg" "Aha. Und mit Vornamen ?" "... Jörg" "Ah ja. Jörg Jörg. Meine Damen und Herren, ein Applaus für Jörg Jörg" => mit auf die Bühne schleppen. (Nennt er seinen Namen dann heißt er für den Abend halt "Meier Meier") Das können Sie jetzt natürlich noch mit ein zwei Spitzen ein bißchen würzen "Lustiger Name. Ich dachte auch immer eine Zeitlang, daß ich so heiße. Meine Eltern sagten auch immer wieder zu mir, wenn ich etwas ausgefressen habe "Andreas, Andreas treibs nicht zu weit".... etc.

"Wie alt sind Sie?" "35" "Oh. ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt so viele Karten mit dabei habe"  Etc. Dann machen Sie am besten einen "You do as I do" Trick, bei dem Jörg Jörg keine Chance hat, wieder heil herauszukommen. Als letzten Trick für den Abend lassen Sie sich noch von dem Störer einen Fünfziger geben und fragen ob Sie ihn sichtbar oder unsichtbar verschwinden lassen sollen. I.d.R. sagen die Zuschauer "sichtbar". Also stecken Sie den Schein langsam in die Hosentasche. (Alternativ ein alter Kindertrick: "Ich zeige Dir einen Zaubertrick. Zuerst brauche ich mal eine Mark von Dir"....."So und jetzt verschwinde ich..."). Die Zuschauer kommen auf Ihre Kosten und Ihr Patient ist auch geheilt (Hoffentlich).

3. Nehmen Sie die Angriffe nicht persönlich.

Manche wissen gar nicht, daß Sie jemanden damit verletzen, wenn Sie einfach die Pointe eines Witzes verraten. Sie werden zwar persönlich angegriffen, aber nehmen Sie es den Leuten nicht allzu übel. Manchmal sind Menschen wie kleine Kinder, die sich schelmisch freuen können, wenn Sie einen Trick durchschaut haben und dann meinen, jedem sofort mitteilen zu müssen, was für tolle Hechte sie sind.

Kommen allerdings vollkommen dumme Kommentare wie "Buuh. Das ist doch alles nur ein Trick!" am besten überhören. Wenn er das aber zum dritten Mal sagt, müssen Sie zwangsläufig darauf reagieren. Dann am besten lockere Antworten parat halten "Nein, ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der tatsächlich zaubern und fliegen kann. Sagen Sie bloß, Sie haben das nicht gewußt"